NightWash Talent Award beim Köln Comedy Festival
von Marianne Kolarik
KÖLN – Das verflixte 7. Mal: So oft wurde der NightWash Talent Award in Form einer überdimensionalen Wäscheklammer bereits vergeben – in diesem Jahr allerdings zum ersten Mal mit Hilfe der Stimmen eines live Streamings, was dazu führt, dass der am besten vernetzte Newcomer die Trophäe mit nach Hause nehmen darf. Doch der Reihe nach: Acht Künstler traten beim Finale – nach zwei Halbfinalen – im Eco-Express Waschsalon in Köln-Zollstock gegeneinander an.
Dicht gedrängt sitzen junge Menschen auf Bänken und Waschmaschinen, um zu begutachten, was dem Bühnennachwuchs unter den Nägeln brennt – und sich im Rahmen des Köln Comedy Festivals zu amüsieren. Moderiert von Tahnee, die mit ihrem losen Mundwerk keine Volte auslässt, startete der Migrations- und auch sonst hintergründige Serkan Ates den Wettbewerb mit Beatbox-Kostproben, die bereits bei seinem Job im Altersheim gut ankamen. Gefolgt von Helmut Steierwald, dessen bayerischer Zungenschlag so gar nicht zu seinem Äußeren passen wollte – wegen einer türkischer Mutter und eines iranischen Vaters. Zwei gewitzte Comedians mit beachtlicher Bühnenpräsenz, die allerdings etwas zu sehr mit ihrer Herkunft kokettierten.
Das tat auch Tutty Tran, der den Pokal gewann und meinte, darüber würde sich sein vietnamesischer Vater sicher freuen. Der in Berlin ansässige Asiate spielte hübsch – aber auch nicht mehr – mit seinem und seines Vaters S-Fehler. Dagegen war Katharina Schmidt, die einzige Frau an diesem Abend, doch ein anderes Kaliber. Nach zehn Jahren dauerbesetzt („wie ein Bahnklo“) sei sie wieder Single und probiert nun – erfolglos – diesen Zustand mit sexy Posings zu beenden.
Aus Bayern angereist: Martin Frank vom Dorf, wo Hendl nicht sterben, sondern verrecken. Die umwerfend intonierte Arie, die er diesen Tieren bei ihrer Beerdigung – eine tolle neue Geschäftsidee – schmettert, sei passenderweise von Händel komponiert worden. Dass die Gastgeberin aus Heinsberg stammt, einem westlich von Köln gelegenen Flecken, wo man potenzielle Einbrecher mit Rollo-Diensten abzuschrecken versucht, ist eines von mehreren Dönekes, mit denen die bekennende Lesbe Tahnee das Publikum unterhält.

Das gelingt dem hochgradig aufgeregten Marten de Wall nur bedingt. Mit stoischer Ruhe schraubt der lange Lulatsch an dem Mikroständer herum, erzählt von seiner Band namens Kopfschmerzen (hat sich inzwischen aufgelöst) und gibt sich als Beziehungswaise zu erkennen. Das dürfte auch auf Toby Käb zutreffen, der sich so seine – noch etwas unausgegorenen – Gedanken über normale und behinderte Zeitgenossen gemacht hat.
Den inhaltlichen und spielerischen Vogel schoss anschließend Tim Whelan aus England ab – mit so intelligenten wie originellen Beobachtungen die deutsche Sprache betreffend, was zum Beispiel den unterschiedlichen Gebrauch des Worts Verkehr angeht. Später räkelt er sich demonstrativ und mit vollem Körpereinsatz als Gemüse (sein Lieblingswort) auf dem Boden. Wir hätten ihm die Wäscheklammer mehr als gegönnt.
©2017 BonMoT-Berlin
Fotos: Köln Comedy / hp Tutty Tran