Premiere auf dem Dresdner Theaterkahn: „Backes Fest“
von Harald Pfeifer
DRESDEN – Da steigt ein Fest im Dorf, Backe ist schon auf dem Weg, trifft aber dann Hinz und Kunz, genauer: das Publikum und plaudert sich fest. Er redet über das Dorf Malzau, seine Bewohner, deren Macken und überhaupt über die Welt und all jene Erkenntnisse, die diese ihm unweigerlich aufdrängt. Das ist ernst wie auch komisch, immer aber nah am Leben. „Backes Fest“ heißt das neue Solo von Peter Flache, das am 5. Dezember auf dem Theaterkahn in Dresden erstmals über die Bühne ging.
Autor und Akteur Peter Flache hat Tischler gelernt, doch er ist seit mehr als 20 Jahren rund um Dresden auf allen Bühnen zu erleben, die für ihn erreichbar sind. Er ist ein Komödiant, hat ein sicheres Gefühl für die Bühne und weiß genau, wann seine Geschichten laufen und er nicht mehr zulegen muss. Er braucht keine Grimassen, keine Pappnasen oder albernen Brillen, er ist einfach komisch und trennt das mit sicherem Gefühl von Albernheiten. So gesehen passt das Stück präzise auf die kleine Bühne vom Dresdner Theaterkahn, wo man der Kunst aus der Nähe auf die Finger gucken kann.
Peter Flaches bekannte Bühnenfigur Backe redet frei von der Leber weg. Aus allem zieht er seine überraschenden, nicht selten auch verrückten Schlüsse und beweist sich dabei als Meister des Kernsatzes und des Kalauers. Er erzählt, was da alles im Dorf passiert ist, und schnell wird klar: Dort wird nicht gelitten, in Malzau wird gelebt. Derb, mit viel Witz und Herz. Peter Flache breitet eine kleine Welt aus, die Größe hat.
Man erlebt Kabarett, weil er übertreibt, Comedy, weil sein Spaß übermütig ist und Volkstheater, weil seine Rollen lebensecht sind. Flache bleibt ständig in Bewegung, Das ist kein endloses Solo, Backe wird zu Hilfe gerufen, muss kleine Geschäfte erledigen oder gerade mal weg… – und unversehens steht ein Dorfbewohner an der Rampe und redet von seiner Sicht der Dinge, sei es eine Kindergärtnerin, ein Freund oder ein Geschäftemacher von nebenan. Das Dorf, die Zeit und das Zusammenleben nehmen lebhaft Gestalt an.
Man erlebt in „Backes Fest“ ein Zeitbild mit all den kleinen Abmachungen wie auch dem alltäglichen Zank wie auch dann dem Wiedervertragen. Das erinnert an die Familienbande. Man ist sich nicht unbedingt grün, aber man kommt voneinander nicht los. Deshalb kommt man halt miteinander aus. Da ist kein Platz für Hass. Und in diesem Punkt sind die reichlich zwei Stunden auf dem Dresdner Theaterkahn in gewissem Maße durchaus politisch zu verstehen.
©2017 BonMoT-Berlin
Foto: Carsten Nüssler