Mit BlöZinger, Suchtpotenzial und Thomas Schreckenberger
von Gilles Chevalier
ST. INGBERT – Robert Blöchl und Roland Penzinger sind das Duo BlöZinger. Ihr Beitrag zum Wettbewerb um die Pfanne ist das Theaterstück „Bis morgen“. Es geht um Franz, der mit seinen 82 Jahren endlich sterben will. Er lebt im Altersheim und trifft jeden Tag den Tod. Doch der hat auch seine Vorschriften und muss seine Liste Schritt für Schritt abarbeiten. Einen außer der Reihe mitnehmen, geht nicht.
Diese absurde Ausgangslage bietet den beiden Vollblutkomödianten viel Raum zur Entfaltung. Ganz sanft ist ihr Spiel, oft an der Grenze zwischen Lachen und Weinen. Der Tod ist eine recht einfältige Persönlichkeit: Er spielt am liebsten russisches Roulette, aber mit Gesellschaftsspielen hat er Schwierigkeiten. Fröhlich ist der Tod und offen. Franz dagegen ist griesgrämig und böse. Er hat mit allem abgeschlossen und kann gar nicht einsehen, zu irgendjemandem noch nett zu sein.
BlöZinger treten als Pferd, Reiter und Barkeeper in einer Westernszene auf, im Altersheim stellen sie mehrere Angehörige des Pflegepersonals und unterschiedliche Patienten dar. Sie kommen dabei ohne Requisiten aus. Lediglich drei Stühle befinden sich auf der Bühne, alles andere wird angedeutet.
Das Panorama des Altersheims wandelt sich ganz langsam zum Panorama der Gesellschaft. Auch hier schärft der Tod immer wieder seine Sense, das Motiv aus „Psycho“ ertönt, und er nimmt wieder jemanden mit. Wie es schließlich ausgeht mit Franz und dem Tod wird nicht verraten. Augenzwinkernd erzählt Robert Blöchl im Festivalkeller, dass BlöZinger nur die erste Hälfte des Stückes gezeigt hat. Eindringlich, erheiternd mit einem Hauch Tragik haben sie das gemacht. Heftig applaudiert das Publikum.
Musik-Comedy beim zweiten Auftritt des Abends. Ariane Müller an Flügel und Gitarre und die Sängerin Julia Gámez Martín sind „Suchtpotenzial“. Die beiden mit der unverkennbaren Musical-Vergangenheit zeigen Ausschnitte aus ihrem Programm „Eskalatiooon!“.
Es geht durchweg fröhlich zu in ihren Liedern. Da werden Schlangen vor den Damentoiletten besungen und ein Blick auf die Hippies von 1968 geworfen. Bereits zwischen den Liedern klatscht das Publikum begeistert. Bisweilen gleitet „Suchtpotenzial“ unter die Gürtellinie und überschreitet die Schamgrenze.
An anderer Stelle wirken sie wie Chicks on Speed, wenn ein Lied durch eine wilde Tanzeinlage außer Kontrolle zu geraten droht. Jeder Song gerät zu einer mehr oder weniger stark überdrehten Persiflage. Doch das Publikum feiert es, wenn sich die beiden richtig austoben und nicht den Mund verbieten lassen.
Ariane Müller legt sich am Flügel mächtig ins Zeug, um Julia Gámez Martín in unterschiedlichen Genres zu begleiten. Oper, Jazz, Hard Rock und Gangsta-Rap werden vorgestellt. Das zieht sich etwas, aber das Publikum kann nicht genug bekommen. Pfannenverdächtig!
„Ene meene Muh – wem traust du?“ fragt Thomas Schreckenberger in seinem Kabarettprogramm. Der deutsche Fußball und die deutschen Autos können schließlich nicht mehr als vertrauenswürdig angesehen werden. Schreckenberger macht kurze Ausflüge in unterschiedliche Themen: Dass Glyphosat gesundheitsschädlich sei, kann man an jeder Folge „Bauer sucht Frau“ sehen.
Schreckenberger wirkt auch als Stimmenimitator. So spielt er eine Kabinettssitzung, in der Klaus Kinski in Angela Merkel fährt: „Spahn! Du bist doch auch nur Gesundheitsminister, damit du schneller an ein Spenderhirn kommst!“ Er spielt seine Figuren nur an und mag sein Publikum gern auf die falsche Fährte locken. Für die Angst vor Fremden zeigt er grundsätzlich Verständnis: „Aber wir haben 2018, die Leute sind jetzt hier, und wir kriegen die Mauer auch nicht zurück!“
Seine leicht bekömmliche Form findet guten Anklang. Und sein Bekenntnis zu einer offenen und freiheitsliebenden Gesellschaft hat es in diesen Tagen bitter nötig, auf offener Bühne ausgesprochen zu werden. Heftiger Applaus.
©2018
Fotos: Rainer Hagedorn
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Links: St. Ingberter Pfanne –BlöZinger – Suchtpotenzial – Thomas Schreckenberger