Mir san Irr – Kolumne von HG.Butzko
Liebe Freunde des politischen Kabaretts,
dass die Uhren in Bayern anders gehen, ist seit Jahren eine ebenso bekannte Selbstdefinition der bajuwarischen Lebensweise, wie auch ihr Motto: „Mir san Mir“. Was übrigens nichts mit dem russischen Wort für „Frieden“ zu tun hat, sondern eher im Gegenteil immer eine vor Selbstherrlichkeit und Arroganz nur so strotzende Kampfansage an den Rest des Landes bedeutete.
Zuletzt allerdings kamen aus der Voralpenrepublik Signale, die eindeutig zeigten, dass die Uhren dort bei den Entscheidern anscheinend stehen geblieben sind, weshalb das neue Motto ab sofort: „Mir san Irr!“ lauten muss.
Wenn man allein den Hick-Hack-Zick-Zack-Kurs von Horst Seehofer und Markus Söder der letzten Monate betrachtet und dann einen Blick auf das Wahlergebnis wirft, weiss man endlich, was die Buchstaben C.S.U. die ganze Zeit bedeutet haben: „Chaoten sinken unter 38%“.
Das muss man sich aber auch mal vorstellen, wie eine Regionalpartei permanent ein ganzes Land in Atem halten und vor sich hertreiben kann. In Spanien nennt man das Katalonien. Nur mit dem Unterschied: Wenn der katalanische Provinzfürst rumzickt, schickt die Zentralregierung Polizeieinheiten dahin, um eine Abspaltung zu verhindern. Wenn der Seehofer so weiter macht, schickt die Merkel Polizisten nach Bayern, um eine Abspaltung voranzutreiben. Unter dem Motto: „Die Mauer muss wieder her – nur diesmal quer!“
Und warum hat der Seehofer diesen endlosen Zirkus mit dem Flüchtlingsabkommen und Grenzsicherungsthema abgezogen? Wegen drei Asylbewerbern, die in den letzten Wochen anderenfalls unberechtigten Zutritt nach Deutschland bekommen hätten. Oder noch mal für die ganz Langsamen: Wegen drei – in Worten: DREI! – in Zahlen auch: 3! Wegen 3 Leuten, die laut Seehofer „die Mutter aller Probleme“ sind. Man fragt sich, was eigentlich die Mutter vom Seehofer dazu sagen würde?
Wahrscheinlich das selbe wie die Mutter von Karl-Heinz Rummenigge oder Uli Hoeness oder Brazzo Salihamicic, die Münchener Antwort auf Waldorf und Statler und Mimimimi Beaker.
Wollten die Drei doch auf einer Pressekonferenz in einträchtiger Einfalt eine Einheit bilden und haben am Ende doch nur Eingebildetheit verbreitet.
Also, falls es jemand noch nicht mitbekommen hat: „Artikel 1 des Grundgesetzes lautet: Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Hammer, oder? Gilt natürlich aber nicht für die Menschen in Katar, wo die Bayern regelmäßig ihre Trainingslager abhalten. Nein, das gilt für die Spieler des FC Bayern, die sich unverschämter und respektloser Kritik ausgesetzt sahen. Und diese Kritiker können noch froh sein, dass sie keine Hochzeitspapiere aus der saudischen Botschaft abholen müssen.
Wie schnell passiert da mal ein unabsichtliches Handgemenge mit einem zufällig anwesenden Killerkommando, das zufällig noch Sägen und Äxte dabei hat. Oder wie schnell kommt man als Kritiker zufällig mit russischem Gift in Kontakt. Oder mit türkischen Justizbehörden. Oder einem vietnamesischen Catch-and-Shuttle-Service in Berlin. Wie gut, dass wir ein Grundgesetz haben.
Und was aber genau war unterm Strich eigentlich der Stein des Anstoßes für die Pressekonferenz der Bayern-Muppets? Jemand hatte ein paar Spieler als „alte Herren“ bezeichnet. Und das kann man natürlich nicht so stehen lassen. Denn wenn Manuel Neuer, Mats Hummels und Jerome Boateng alt sind, und deren Zeit abgelaufen ist, was würde das dann für Horst Seehofer bedeuten? Und zur Beantwortung dieser Frage: Einfach mal auf die Uhr schauen.
©2018 HG.Butzko/ BonMoT-Berlin
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