Der letzte gemeinsame Akt
von Beate Moeller
BERLIN – „Was hat’s gebracht?“, fragen Volkmar Staub und Florian Schroeder mit der „Zugabe“ seit 2003 regelmäßig zum Ende des Jahres. Zu Anfang war das eine Chance für den talentierten Newcomer Schroeder, inzwischen haben die beiden eine Dramaturgie des Abends entwickelt, mit festen Bestandteilen, die vom Publikum schon erwartet werden.
So zum Beispiel Staubs Auftritt zum Beginn des zweiten Teils als Winnetou, der in diesem Jahr für seine roten Brüder nur schwarz sehen kann. Denn weder „Häuptling Martin, der den Skalp im Gesicht trägt“ noch „Andrea, big fat mama, Häuptlingin Ätschibätschi“ konnten die SPD 2018 retten.
Oder Schroeders Markus-Lanz-Talkrunde am Ende des Programms. Diesmal spielt er die Gäste Jens Spahn, Friedrich Merz, Wolfgang Schäuble und Jogi Löw. Unterstützt von zum Brüllen komischen Original-Video-Takes kommentieren sie herausragende Ereignisse des Jahres: AKK, schon wieder eine Frau an der CDU-Spitze: „Das ist nicht mehr meine CDU“ // der Mann mit Hut: „Sie filmen mich ins Gesicht“ // Horst Seehofer: „ der Selbstmordattentäter der großen Koalition“. Mit großem Applaus hat das Publikum in den Berliner Wühlmäusen die Forderung, Seehofer solle auch als Innenminister zurücktreten, quittiert.
Ihre unterschiedlichen Temperamente und Talente ergänzen sich hervorragend: So ganz nebenbei schüttelt Florian Schroeder Parodien aus dem Ärmel, manchmal nur ein paar Sätze, nicht immer perfekt, aber jedenfalls verblüffend: Angela Merkel oder Winfried Kretschmann, der wie alle aus dem Süden „immer nur einen Satz sagt und sich danach wieder schlafen legen“ muss.
Staubs Spezialität sind musikalische Parodien zur Gitarre. Bekannten Liedern jubelt er neue Texte unter. Da wird aus Frank Sinatras „My Way“ Angie’s Abschiedssong, aus „Ich will keine Schokolade“ wird „Ich will keine Alice Weidel“ und mit „Du bist so komisch anzusehn…“ („Du lässt dich gehn“ von Charles Aznavour) ist in diesem Falle Donald Trump gemeint.

Die „Zugabe 2018“ soll die letzte der beiden in Berlin lebenden Kabarettisten aus Baden sein. Nach 16 gemeinsamen Jahresrückblicken werden sie das bewährte Konzept aufgeben. Schade. Diesen kabarettistischen Rundumschlag, der mit allen Mitteln der Kunst – Satire, Kabarett, Parodie, Protestsong, Klamotte und dem guten alten Kalauer – arbeitet, werden wir vermissen.
Das politische Jahr 2019 will Florian Schroeder dann solo bilanzieren, und Volkmar Staub lässt sich vom „Badischen Sympathie Orchester“ bei seinem Rückblick begleiten. Man darf gespannt sein.
©2018
Fotos: Ritter von Lehenstein
Termine Zugabe 2018 unter: www.volkmar-staub.de/termine