Manfred Uhlig ist mit 91 Jahren gestorben
von Harald Pfeifer
Sein Humor war geradezu entwaffnend. Er konnte selbst mit bekannten Witzen bezaubern. Der sächsische Humor war einfach seine Lebensart. Seine Art, der Welt, wie sie auch sein mochte, zu begegnen. Für sein Publikum war er quasi Volkseigentum. Aber ganz so lustig war das alles nicht, denn Quatsch braucht Ordnung. Jeder Witz ist Präzisionsarbeit. Und so ließ Manfred Uhlig nicht locker, bis der Quatsch wahrhaft zu strahlen begann.
DDR
Lächerlich! – Kolumne von HG.Butzko
Liebe Freundinnen und Freunde des politischen Kabaretts,
so, dann will ich jetzt hier auch noch meine Gedanken zur Bundestagswahl 2017 loswerden, damit hinterher keiner sagen kann: „Davon haben wir doch gar nichts mitbekommen“.
So gab es neben vielen Neuerungen, die dieses Wahlergebnis zustande gebracht hat, natürlich auch diesmal wieder die guten alten Lächerlichkeiten, an denen kaum noch etwas zu überbieten ist. Vor allem, wenn man jetzt von einem politischen Erdbeben spricht, so stellt sich doch die Frage: Ja, wo ist denn da die Überraschung? Weiterlesen
Bomforzionös – CD-Empfehlung Uwe Steimle
Uwe Steimle: „Fourschbar“ 25 Jahre Kehre – Eine Heimatstunde
von Hans-Jürgen Lenhart
Wenn ein Sachse in Sachsen Kabarett über Sachsen macht, könnte man skeptisch werden, doch Uwe Steimles Besinnung auf 25 Jahre Kehre (oder „Wende“ für die Wessis) ist vielmehr gerade für Nicht-Sachsen empfehlenswert, weil Steimle hier Einblicke in ein Lebensgefühl der Ostdeutschen gewährt, das in der deutschen Medienwelt zunehmend verdrängt wird. Und Steimle bringt es auch ohne „Sächseln“ auf genug Lacher.
Kabarett mit einem Blick aus dem Osten auf die Zeit seit der Wende, ein gehöriger Schuss Ostalgie, oftmals sächsische (wenn auch verständliche) Mundart und ein Kabarettist, der sich manchmal als Querulant bezeichnet: Ist das auch gesamtdeutsch interessant? Weiterlesen
Sächsisch und bolidisch – Kritik Uwe Steimle
von Hans-Jürgen Lenhart
FRANKFURT – Wenn der Dresdner Kabarettist Uwe Steimle im Westen auftritt, dann kann er sich in größeren Städten wie Frankfurt am Main zumindest sicher sein, auf eine Gemeinde ehemaliger Ostdeutscher zu stoßen, die seinen Auftritt zu einem halben Heimspiel machen.
Deshalb sprach Steimle bei seinem Auftritt im Neuen Theater in Frankfurt-Höchst auch gleich nach einer Handzeichenprobe vom „Vertriebenentreffen“ und betonte, wie wichtig ihm ist, was ihn und ehemalige DDR-Mitbürger zusammenbringt: Das Gefühl von Heimat. Weiterlesen
Vom Pfeffern und Gemahlen-Werden
60 Jahre Leipziger Pfeffermühle
von Harald Pfeifer
Am 22. März 1954 stellten junge Leipziger Schauspieler im Weißen Saal am ZOO ihr erstes Kabarett-Programm vor. Es hatte keinen Namen, wohl aber ihr Kabarett. Leipziger Pfeffermühle. Dass es schon einmal eine Pfeffermühle gegeben hatte unter der Leitung von Erika Mann, wussten sie nicht. Mehr ist zum Start eines der berühmtesten Nachkriegskabaretts in Deutschland nicht zu sagen. Nur eben noch, dass der Enthusiasmus groß war.
Wenn man den Werdegang der Leipziger Pfeffermühle beschreiben will, muss „vom Pfeffern und Gemahlen-Werden“ die Rede sein, vom politischen Angriff und der Maßreglung. Junge Spötter standen selbstgerechten Funktionären der SED gegenüber und Nutznießer war das Publikum.
Autor und Kabarettist Peter Ensikat ist gestorben – Nachruf
Mit scharfem Blick und sanftem Druck
Am 18. März 2013 ist der Kabarettist und Schriftsteller Peter Ensikat nach schwerer Krankheit im Alter von 71 Jahren gestorben. Gemeinsam mit Wolfgang Schaller war er in den achtziger Jahren der am meisten gespielte DDR-Kabarettautor. In den Neunzigern avancierte er zum erfolgreichen Buchautor, der – indem er vom Alltag im Osten erzählte – Brücken im vereinten Deutschland geschlagen hat. Harald Pfeifer erinnert an ihn.
Vor 30 Jahren: Premiere der „Hammer-Rehwü“ in Dresden
Subversives Kabarett in der DDR – Die ganze Welt in der Marienburger Straße 10
LEIPZIG (hp) – Vor 30 Jahren spürten hinter den Mauern der DDR vierzehn junge Leute knapp unter dreißig in der Berliner Marienburger Straße 10 etwa zwei Wochen lang den Atem der Welt. Nicht nur aus allen Himmels-richtungen, auch zwischen gestern und morgen. In der Marienburger Straße befand sich der Probenraum vom Liedtheater Karls Enkel.
Es hatte die Folk Band Wacholder aus Cottbus und das Chanson-Duo Dieter Beckert und Karl-Heinz Schulz (später Saleh) aus Dresden dazu eingeladen, eine Revue zu erarbeiten.
Der Titel stand schon fest: Hammer-Rehwü. Mit h wie Rehlein und Umlaut u wie wütend. Es sollte etwas ganz Neues werden. Weiterlesen