Kleine Häppchen vom großen Mythos

Die Revue „Berlin Berlin“ versucht sich am verruchten und vibrierenden Entertainment der „Goldenden 20er Jahre“

von Axel Schock

BERLIN – Wer auch immer sich den Begriff der „Goldenen Zwanziger Jahre“ einst ausgedacht hat, er oder sie war ein genialer Marketingstratege. Denn „golden“ war dieses Jahrzehnt lediglich für die Happy Few, die nicht als Arbeitslose oder verarmt ums Überleben kämpften oder menschenunwürdig in Mietskasernen mehr vegetierten, denn lebten. Die lichterglänzenden Etablissements am Tauentzien, am Potsdamer Platz oder am luxuriösen Ende der Friedrichstraße konnten sich die Durchschnittsberliner kaum leisten. Der Glamour dieser Tage aber ist längst zum märchenhaften Mythos geronnen, der nun, ein Jahrhundert später, einmal mehr fasziniert und inspiriert. Volker Kutschers Romanreihe und die Netflix-Verfilmung unter dem Titel „Babylon Berlin“ haben den sich wandelnden Geist und die widersprüchliche Gesellschaft zwischen Rausch und Verderben eindringlich erfasst und damit einen neuerlichen Hype ausgelöst.

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Das durchgedrehte Klassenzimmer – Kritik Kom(m)ödchen

Kommoedchen_Irgendwas - Foto © Christian RolfesKom(m)ödchen: „Irgendwas mit Menschen“

von Marianne Kolarik

DÜSSELDORF – Wie sieht ein Bio-Vibrator aus? Genau: ein Bambusrohr mit einer Hummel drin. Und wie lautet die Abkürzung von VW? Richtig: Völlig wertlos. Und wo wohnen inzwischen Adolf Hitler und Elvis Presley? So isses: in Bielefeld. Weil es diese Stadt gar nicht gibt. Aber jede Menge Verschwörungstheorien. Diese wiederum kommen in dem neuen Programm des Kom(m)ödchen-Ensembles zur Sprache: „Irgendwas mit Menschen“ heißt der jüngste Streich, den die Autoren Dietmar Jacobs, Martin Maier-Bode und Christian Ehring verfasst haben. Weiterlesen

Grober Unfug und große Kunst – Kritik Nessi Tausendschön

Nessi Tausendschön - Foto © Uwe WürzburgerNessi Tausendschön:
„Essig im Herz der Limonade“

von Marianne Kolarik

KÖLN – Zum Sprichwort wird der Titel ihres neuen Programms vermutlich nicht: „Essig im Herz der Limonade“ klingt zwar hübsch, bedarf aber der näheren Erläuterung. Das weiß auch Nessi Tausendschön, die Schöpferin dieser Metapher und klärt über deren tieferen Sinn auf: Wenn etwas so Schönes wie Limonade durch Zugabe von Essig mit einem Schlag zerstört wird.

Davon kann die Chanteuse denn auch so manches Liedlein singen und tut es umgehend. Und zwar Weiterlesen

Dem Hammer eines Gottes Wotan gleich: Jochen Malmsheimer

Jochen Malmsheimer - CD - Ermpftschnuggn trødåJochen Malmsheimer: „Ermpftschnuggn trødå! – hinterm Staunen kauert die Frappanz“

Vom Montag, 17. November, bis Mittwoch, 19. November 2014, tritt Jochen Malmsheimer in Berlin auf, mit seinem Programm „Ermpftschnuggn trødå! – Hinterm Staunen kauert die Frappanz“. Grund genug, hier das Programm mit der Besprechung der CD vorzustellen.

von Hans-Jürgen Lenhart

„Erst steht der Titel, dann kommt der Text“, erklärt Kabarettist Jochen Malmsheimer seine Methode, auch wenn man nicht so ganz weiß, ob man ihm das abnehmen soll.
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Ensemblekabarett mit Bär – Premierenkritik Kom(m)ödchen

Kom(m)ödchen Ensemble 2014 - Foto © Christian Rolfes - Collage Carlo WankaKom(m)ödchen: „Deutschland gucken“

von Olaf Cless

DÜSSELDORF – Das Kom(m)ödchen ist schon ein Phänomen. Seit über acht Jahren spielen sie hier das Stück „Couch – Ein Heimatabend“. Auch die Folgeproduktionen „Sushi“ und „Freaks“ sind Dauerbrenner geworden. Alle drei Programme laufen weiterhin fröhlich im Spielplan nebeneinander her. Angesichts dieses Erfolgs hätte das von Kay S. Lorentz geführte Haus nicht unbedingt etwas Neues aus der Taufe heben müssen. Hat es aber glücklicherweise doch. Am 23. Oktober schlug die Premierenstunde von „Deutschland gucken“. Weiterlesen

Vier Männer außer Rand und Band – Kritik Tukur

Tukur u RB - Foto Katharina JohnUlrich Tukur & die Rhythmus Boys:
„Let’s Misbehave“

von Marianne Kolarik

KÖLN – Ulrich Tukur & die Rhythmus Boys hauen auf den Putz, dass es nur so kracht. Tukur erscheint ohne Beinkleider, Kalle Mews im Tutu, Ulrich Mayer im rosarot glänzenden Fummel über dem Fatsuit und Günter Märtens als langer kopfloser Lulatsch – Grusel à la Schweinchen Dick, ergänzt mit einer Prise Anarchie und der Lust, sich zum Affen zu machen.

„Let’s Misbehave“ heißt der Abend, an dem man sich so richtig schlecht benehmen darf. Herren, die Pups-Geräusche nachmachen, in der Nase popeln, mit einer Wasserpistole ins Publikum spritzen und – natürlich am allerschlimmsten – es wird geraucht. Trotz ausdrücklichen Verbots. Weiterlesen

Pigor & Eichhorn mit Band im BKA in Berlin

Pigor mit Band - Foto © Thomas NitzDas Konzert mit Songs aus fast allen Programmen – 28. – 30. August 2014

Pigor & Eichhorn, die anerkannten Erneuerer des deutschen Chansons, präsentieren sich in einer neuen Formation: Mit Bass, Gitarre und Schlagzeug rocken, swingen und rappen sie sich an die wunden Stellen der zeitgenössischen Befindlichkeiten heran.

Dabei wird den Kevins dieser Welt ebenso genüsslich einer eingeschenkt wie maulenden Rentnern, unfähigen IT-Entwicklern so virtuos auf die Finger gehauen wie bedienungsunwilligen Wurstverkäuferinnen.

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Schonungslose Brunftzeit: Platzhirschinnen

Platzhirschinnen_Plakat_klNessi Tausendschön präsentiert die Platzhirschinnen im Düsseldorfer Kom(m)ödchen – mit Etta Scollo und Anka Zink und Band

von Marianne Kolarik

DÜSSELDORF – „Heute Abend wird es schön“, verspricht Nessi Tausendschön zu Beginn des Abends im Düsseldorfer Kom(m)ödchen. Draußen vor der Tür tobt die Meute, auf der Bühne zeigen die „Platzhirschinnen“, wie frau es gepflegt krachen lässt. Und zwar ganz im Zeichen der neuen deutschen Leichtigkeit – und nicht zuletzt dank einer grandiosen Band. Laia Genc am Flügel, Ulla Oster am Kontrabass und Carola Grey am Schlagzeug sind ein tolles Weiber-Trio mit jeder Menge musikalischer Power, die sich aus stupendem Können und harmonischem Zusammenspiel speist.

Die Idee, eine Art Ladies Night zu präsentieren, ist zwar nicht neu, überzeugt aber dennoch dank der ausgewählten Gästinnen („das sagen wir immer“). An diesem Abend stellt Frau Tausendschön die aus Sizilien kommende Musikerin und Sängerin Etta Scollo vor („sie muss nicht witzig sein, weil sie eine so tolle Stimme hat, ich schon“). Weiterlesen

1000 Sterne für Vicky Leandros – Kritik

Vicky Leandros Berlin - Foto Beate MoellerVicky Leandros: Die Weihnachts-Konzerttournee 2013

von Beate Moeller

BERLIN – Zugegeben, die Feder war recht scharf gespitzt, auf das Schlimmste gefasst, standen die Vorurteile auf Attacke zwischen a1 und h2. Aber schließlich schneit nicht alle Tage ein Weltstar zu uns nach Kreuzberg hernieder. Asche auf mein Haupt! Ich hatte die Grandezza dieser Dame unterschätzt. Was Vicky Leandros in der Passionskirche am Marheinekeplatz abgeliefert hat, war alles andere als das Schnulzenprogramm einer alternden Schlagerschabracke. Die Weihnachts-Konzerttournee spielt sie nur in Kirchen. Weiterlesen

Caféhaus oder Oktoberfest? Was ein Wiener von den Deutschen hält – Kritik Severin Groebner

Ausgewandert: Severin Groebner – Foto © Derek Henthorn
Ausgewandert: Severin Groebner – Foto © Derek Henthorn
Severin Groebner: „Servus Piefke!“

KÖLN (mk) – Roland Mustermann heißt sein Sampler, der ihm hin und wieder beim Einspielen von Musik und Übersetzungen hilft. Letztere sind notwendig, weil Severin Groebner aus Österreich, genauer: aus Wien, kommt.

Mit seiner schwarz umrandeten Brille, dem adretten Anzug und dem weißen Hemd kommt er eher unspektakulär daher. Aber der Augenschein trügt. Der Mann hat es nämlich in sich. Und wie: In seinem Programm „Servus Piefke!“ geht es ans Eingemachte, an das, was Deutsche und Österreicher eint und trennt, um Vorurteile, Tatsachen und Täuschungen.

Auf Deutsch übersetzt heißt sein Programm einfach „Hallo, Deutsche!“. Weiterlesen

Rückblick nach vorne 2012– Kritik Florian Schroeder & Volkmar Staub

Florian Schroeder und Volkmar Staub – Foto © Frank Eidel
Florian Schroeder und Volkmar Staub – Foto © Frank Eidel
Florian Schroeder und Volkmar Staub: „Zugabe 2012 – Ein kabarettistischer Jahresrückblick“

BERLIN (gc) – Die Wiederholungstäter Florian Schroeder und Volkmar Staub sind auch in diesem Jahr unterwegs, um das ablaufende Jahr Revue passieren zu lassen. In den sehr gut besuchten Berliner Wühlmäusen haben sie das Publikum mit außergewöhnlichen Ideen und hemmungslosen Parodien bestens unterhalten.

Kein politischer und kein religiöser Führer ist vor dem Spott der beiden sicher. Wie am Stammtisch blicken sie zurück auf die großen und kleinen Geschichten von 2012.
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Das Wechseljahre-Musical ‚Heiße Zeiten‘ in Köln – Kritik

Heisse Zeiten - Die Wechseljahre-Revue - St.Pauli TheaterHitzewallungen hinter dem Kölner Hauptbahnhof

Vor ein paar Tagen haben wir hier über die Premiere der Revue ‚Heiße Zeiten‘ in den Berliner Wühlmäusen berichtet. Ein recht anderes Stück mit dem selben Titel und dem gleichen Thema wird zur Zeit in Köln gezeigt. Ganz schön verwirrend …

Der Kölner Inszenierung haben Gerburg Jahnke als Regisseurin und Anna Bolk als Co-Texterin offenbar ganz ordentlich eingeheizt.
Unser Korrespondent Rainer Hagedorn war jedenfalls begeistert!
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Zugabe 2011 – Der kabarettistische Jahresrückblick – mit Florian Schroeder & Volkmar Staub – Kritik

Zugabe Schroeder Staub – Foto © Frank EidelDer Diktator im Abflussrohr oder:
Nun tu doch mal was!

BERLIN (gc) – Mit „Staub“ und „Schroeder“ reden sie sich an, wenn sie an ihren Tischen sitzen. Florian Schroeder hat dabei den größeren, den Chef-Schreibtisch, während Volkmar Staub sich mit einem quadratischen Kneipentisch begnügt. Sie wirken wie Vater und Sohn und belegen eindrucksvoll, wie generationenübergreifendes Lachen funktionieren kann.
Entspannt werfen sie sich die Stichworte aus den Textbüchern zu, schließlich sind sie ein eingespieltes Team und ihr Jahresrückblick „Zugabe“ hat schon eine gewisse Tradition. Weiterlesen

Tim Fischer singt ein Knef-Konzert

Tim Fischer Knef - Foto © Lutz Müller-Bohlen

Ungeschminkt.
An einem der letzten warmen Tage hat sich Marianne Kolarik zum Interview mit Tim Fischer getroffen

KÖLN (mk) – Wir sitzen auf der Terrasse eines Ausflugslokals in Köln und trinken Apfelschorle. Am Ende des Gesprächs kommt Ronaldo vorbei, der Mann, mit dem Tim Fischer verheiratet ist und der ihn überall hin begleitet, wo der in Berlin lebende Chansonnier Konzerte gibt. Um uns herum wuseln Weiterlesen

Jahresendzeitprogramm zieht Quintessenz 2010 – Premierenkritik

Jahresendzeitprogramm_2010_01

Der kabarettistische Jahresrückblick im Mehringhoftheater

BERLIN (bm) – Ein Jahreswechsel ohne Jahresendzeitprogramm ist nicht mehr vorstellbar. Nur einige Tage im Dezember und Januar treten sie gemeinsam auf: Die beiden Vorleser Bov Bjerg und Horst Evers in Begleitung des Klavier spielenden Geschichtenerzählers Manfred Maurenbrecher bildeten bis 2008 noch das ‚Mittwochsfazit‘. Zusammen mit dem Parodisten Hannes Heesch und Christoph Jungmann ziehen sie als ‚Jahresendzeitteam‘ die Quintessenz des Jahres. Weiterlesen

Nach den Auftritten im Berliner Mehringhof-Theater gibt es den kabarettistischen Jahresrückblick 2010 mit dem Jahresendzeitprogramm in den kommenden Tagen hier zu erleben:

09. Januar Berlin, Komödie am Kurfürstendamm, 12 Uhr und 20 Uhr
12. Januar Düsseldorf, Sparkasse
13. Januar Düsseldorf, Sparkasse
14. Januar Kiel, Metro
15. Januar Kiel, Metro
16. Januar Kiel, Hansa 48, 11 Uhr
16. Januar Hamburg, Polittbüro, 20 Uhr

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