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Stilvoll abgehen, aber vorher richtig l(i)eben – Kritik Reinhild Kuhn
Reinhild Kuhn: „Up-Leben. Ein lebensfroher Abend über die Vergänglichkeit.“
von Beate Moeller
BERLIN – Reinhild Kuhn bringt Glanz in eine Sperrmüllansammlung, die an Schäbigkeit ihresgleichen sucht und sich keck „Theater Zukunft“ nennt. Offene Mauerbruchstellen (sic!) umrahmen den als Bühne genutzten Platz. Auf dem Boden ein verblichener Billigteppich. Pianistin Fee Stracke muss auf einem hölzernen Küchenstuhl sitzen, der irgendwann vielleicht mal hellblau oder türkis angestrichen gewesen sein mag. Elegant am Mikrofon die Sängerin Reinhild Kuhn im Weiterlesen …
Von Kopf bis Fuß auf Frühling – Kritik Georgette Dee
Georgette Dee & Terry Truck: „Frühlingsrausch“
von Marianne Kolarik
KÖLN – Dem Frühling kann sich keiner entziehen. Dem „Frühlingsrausch“ schon gar nicht. Er nimmt das zahlreich herbei geströmte Publikum im Kölner Gloria-Theater, das eine von 35 Veranstaltungen des „Sommerblut-Festivals“ (bis 21.5.) besucht, vom ersten Augenblick an gefangen.
„Ein Frühlingsgott kam auf mich zu/ Und der war nicht mehr zwanzig/ Er lachte wie Magnolien blüh’n/ Und meinte mich – tatsächlich mich“, heißt es zu Beginn des gleichnamigen Chansons von Georgette Dee und Terry Truck, dem genialen Komponisten und Begleiter der Diseuse im „Kleinen Schwarzen“. Ein sanft fließendes Samtkleid, das jeder ihrer Bewegungen schmeichelt – und aussieht wie ihr Bühnen-Outfit aus früheren Zeiten. Weiterlesen …
Keine Zeit für Sorgen – Sia Korthaus und Ariane Baumgartner – Premierenkritik
Sia Korthaus und Ariane Baumgartner: „komm ganz nah“
von Marianne Kolarik
KÖLN – Sie sehen aus wie aus einem Ethno-Bilderbuch für Erwachsene: die Musikerin Ariane Baumgartner und die – ausnahmsweise „nur“ als Sängerin agierende Sia Korthaus. Baumgartner mit dem vollen, dunkelbraunen Haarschopf und den bernsteinfarbenen Augen, und Korthaus, die blauäugige Blonde mit dem Schalk im Nacken und den flotten Sprüchen im Mund. Doch halt:
Davon ist auf der just erschienenen CD „komm ganz nah“ nichts zu hören. Vielmehr haben die beiden in Köln lebenden Künstlerinnen elf Songs ausgesucht, die sie – unter anderen – in Begleitung von Christina Fuchs (Saxophon und Klarinette) spielen. Weiterlesen …
An die Gegenwart erinnert – CD-Besprechung Rainald Grebe
Rainald Grebe: Das Elfenbeinkonzert
von Harald Pfeifer
Die Überschriften der Programme wie auch CDs von Rainald Grebe erscheinen auf den ersten Blick oft etwas zufällig, geradezu kapriziös. Aber das täuscht. Immer vertieft er ein konkretes Thema, das zudem eng mit der Gegenwart verbunden ist. Beispielsweise „Die Berliner Republik“, „1968“ oder „Volksmusik“…
Seit etwa einem Jahr tritt nun der Berliner Liedermacher und Theatermann mit seinem „Elfenbeinkonzert“ auf. Man denkt zunächst an das Elfenbein der Klaviertasten. Der Bezug ist jedoch ein anderer.
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Der ganz normale Wahnsinn – Premierenkritik Semianyki
von Gilles Chevalier
BERLIN – Im Tipi am Kanzleramt haben den ganzen Februar über die Clowns das Sagen. Semianyki heißt die Kompanie. Sie besteht aus Absolventen des Teatr Licidei, das 1968 von Slava Polunin in Sankt Petersburg gegründet wurde. Seit Jahren sind Semianyki europaweit auf Tour und gastieren jetzt fast drei Wochen in Berlin.
Die sechs Clowninnen und Clowns sind eine Bühnen-Familie. Die herzensgute und stets ausgleichend wirkende Mutter hält die Familie zusammen. Sie hat für jeden Unfug ihrer Kinder Verständnis. Hochschwanger lässt die ihre drei Kinder unbestimmten Alters und das Baby gewähren. Was soll auch schon kaputtgehen in diesem großen, vollgestellten Ein-Zimmer-Appartment? Das Klavier ist bereits verstimmt, und das Radio hat noch Röhren und muss erst ein wenig vorglühen, bevor es spielen kann. Weiterlesen …
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