Brandrede aus dem Herrenhandtäschchen – Kritik Erwin Pelzig

Frank-Markus Barwasser/ Erwin Pelzig „Weg von hier“

von Marianne Kolarik

KÖLN – Nix wie „Weg von hier“ hat sich Frank-Markus Barwasser wohl gesagt, als er für sein neues Programm recherchiert – und festgestellt – hat, dass alles furchtbar ist. Nur wohin? Das weiß auch Barwasser, besser bekannt als Erwin Pelzig, nicht. Weil es in der Welt in Zeiten der Globalisierung nur noch wenig Verstecke gibt. Die kennt aber nun mal nicht jeder. Schon gar nicht der aus Franken kommende Konsonantenschänder Pelzig, der „Siechmar“ sagt, wenn er „Sigmar“ (Gabriel) und „Lüchen“, wenn er „Lügen“ meint („Geheimdienste haben Abteilungen für Lüchen“.). Weiterlesen

Therapie zwecklos – Kritik Thilo Seibel

Thilo Seibel: „Wenn schon falsch, dann auch richtig“

von Marianne Kolarik

KÖLN – Welche Torte ist am effektivsten? Nein, es ist nicht der Käsekuchen, es ist die Blaubeertorte, weil sie jede Menge irreversibler Schäden beim Empfänger hinterlässt. Wenn es nach Thilo Seibel geht, besitzt der solcherart Beschossene in der Regel diktatorische Qualitäten. „Wenn schon falsch, dann auch richtig“ heißt das Programm des Kölner Kabarettisten, mit dem er landauf landab unterwegs ist – und zeigt, was – und vor allem wer – in ihm steckt.

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Rabenschwarzer Humor und ein ausgeprägtes Sprachgefühl – Kritik Michael Feindler

Michael Feindler: „Artgerechte Spaltung“

von Marianne Kolarik

Er sieht in „Artgerechte Spaltung“ keinen Zusammenhang zwischen dem Kreuzchen, das er auf dem Wahlzettel hinterlassen hat und dem derzeitigen Zustand der Politik in Berlin, der 1989 in Münster geborene Kabarettist Michael Feindler. Dabei weiß er nur zu gut, dass nicht alles so ist, wie es scheint. Es sei denn, es handele sich um einen Junggesellen-Abschiedsabend. Der ist in der Regel genauso würdelos wie es scheint. Stopp. Hierhin gehört die Anmerkung, dass es sich bei Feindler um einen Gitarre spielenden Feministen handelt, der selbst am besten weiß, wie schwer es Männer haben. Und dass die Natur kein moralisches Empfinden besitzt. Weiterlesen

Das durchgedrehte Klassenzimmer – Kritik Kom(m)ödchen

Kommoedchen_Irgendwas - Foto © Christian RolfesKom(m)ödchen: „Irgendwas mit Menschen“

von Marianne Kolarik

DÜSSELDORF – Wie sieht ein Bio-Vibrator aus? Genau: ein Bambusrohr mit einer Hummel drin. Und wie lautet die Abkürzung von VW? Richtig: Völlig wertlos. Und wo wohnen inzwischen Adolf Hitler und Elvis Presley? So isses: in Bielefeld. Weil es diese Stadt gar nicht gibt. Aber jede Menge Verschwörungstheorien. Diese wiederum kommen in dem neuen Programm des Kom(m)ödchen-Ensembles zur Sprache: „Irgendwas mit Menschen“ heißt der jüngste Streich, den die Autoren Dietmar Jacobs, Martin Maier-Bode und Christian Ehring verfasst haben. Weiterlesen

„Schnauze voll!“ – Richard Rogler hört auf

2017-12-11 Richard Rogler - Foto Marianne KolarikAbschiedsvorstellung am 15. Dezember in der Comedia Köln

von Marianne Kolarik

KÖLN – Er habe die Schnauze voll, sagt Richard Rogler seinem Gesprächspartner Till Quitmann in der WDR-TV-Sendung Lokalzeit unter dem Motto „Klappstuhl“ auf die Frage, wieso er sich von der Bühne verabschiede. Der einzige Kabarettist, der drei Mal mit dem Deutschen Kleinkunstpreis des Mainzer unterhauses ausgezeichnet wurde, schmeißt das Handtuch. Was ist da los? Ist das Genre am Ende? Oder der Mann?

Wie oft das Kabarett zu Grabe getragen wurde, lässt Weiterlesen

Imposante „Nacht der Preisträger“ – Kritik

Abschlussabend des Köln Comedy Festivals 2017

von Marianne Kolarik

KÖLN – 85 Prozent Auslastung, was die Kaufkarten angeht, insgesamt 52.000 Besucher: kein schlechtes Fazit für das 27. Köln Comedy Festival (12.-28.10.2017). Hinzu kommt ein würdiger Abschlussabend im Gloria, der als „Nacht der Preisträger“ über die Bühne ging.

Mit viel Empathie und mit guten Pointen bestückt, moderiert von Klaus-Jürgen „Knacki“ Deuser, der seriös daher kommende, aber umso pfiffigere NightWash-Gastgeber der ersten Stunde.
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Steuern, Fonds, Diäten und Moneten – Kritik

Chin Meyer – Foto © Christian SchulzChin Meyer: „Macht!Geld!Sexy?

von Marianne Kolarik

KÖLN – Bekannt geworden ist Chin Meyer als Steuerfahnder Siegmund von Treiber. Was ihn schließlich für den Beruf des Finanz-Kabarettisten hierzulande qualifizierte. „Macht!Geld!Sexy?“ heißt sein neuestes Programm, mit dem er im Rahmen des Köln Comedy Festivals im bis auf den letzten Platz besetzten Theater 509 des Bürgerhauses Stollwerck auftrat. Dabei betont er gleich zu Beginn den Workshop-Charakter der Veranstaltung und pickt sich Zuschauer aus dem Auditorium heraus, die er zu ihren „Scheinwelten“ befragt.

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Bayerischer Charme überzeugt beim Köln Comedy Festival – Kritik

Martina Schwarzmann - Foto © Cartsen Bunnemann Gregor WiebeMartina Schwarzmann: „Genau Richtig!

von Marianne Kolarik

KÖLN – Sie sei wie die meisten Leute: mittelgscheit, mittelalt und mittelschön. Behauptet zumindest die bayerische Musik-Kabarettistin Martina Schwarzmann in ihrem funkelnagelneuen Programm „Genau Richtig“, mit dem sie im Rahmen des Köln Comedy Festivals in der Comedia gastierte, von sich selbst. Eine riesige Untertreibung. Sie ist nämlich etwas ganz Besonderes, diese Frau aus dem oberbayerischen Dorf Überacker/Landkreis Fürstenfeldbruck, wo sie 1979 an einem Rosenmontag geboren wurde. Zum Glück – nicht nur für uns Zuschauer.

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Kölner Wäscheklammer wird sieben – Kritik

NightWash Talent Award beim Köln Comedy Festival

von Marianne Kolarik

KÖLN – Das verflixte 7. Mal: So oft wurde der NightWash Talent Award in Form einer überdimensionalen Wäscheklammer bereits vergeben – in diesem Jahr allerdings zum ersten Mal mit Hilfe der Stimmen eines live Streamings, was dazu führt, dass der am besten vernetzte Newcomer die Trophäe mit nach Hause nehmen darf. Doch der Reihe nach: Acht Künstler traten beim Finale – nach zwei Halbfinalen – im Eco-Express Waschsalon in Köln-Zollstock gegeneinander an.

Dicht gedrängt sitzen junge Menschen auf Bänken und Weiterlesen

Mama auf LSD, Gitarren okay – Kritik Simon & Jan

Simon & Jan - Foto © Michael J RuettgerSimon & Jan: „Halleluja!“

von Marianne Kolarik

KÖLN – Schon merkwürdig: Auch Simon & Jan werden älter. Das merken sie unter anderem daran, dass Leonard Cohen (1934-2016), ein Held ihrer Kindheit, gestorben ist. Nach dem von ihm geschriebenen Song „Halleluja!“ haben sie ihr drittes abendfüllendes Programm benannt, mit dem sie im Laufe des Köln Comedy Festivals in der Comedia gastierten – und das die Zuschauer am Ende des Abends zu einem großen Chor verschmolz, der auf zwei „Dirigenten“ hörte.

Zu Beginn hatten sie das Weiterlesen

Ungezügelt sündhaft – Sia Korthaus Premierenkritik

Sia Korthaus Köln - Foto © Simin KianmehrSia Korthaus: „Lust auf Laster“

von Marianne Kolarik

KÖLN – Nein, Fernfahrer hatten sich nicht ins Senftöpfchen-Theater verirrt, um alles über Laster zu erfahren. In „Lust auf Laster“, so der Titel des neuen Programms von Sia Korthaus, mit dem sie im Rahmen des Köln Comedy Festivals eine umjubelte Premiere feierte, ging es vielmehr um verbotene Leidenschaften wie Wollust („auch Lust kann zum Laster werden“), Völlerei und Faulheit – also ganz alltägliche „Sünden“, die das gewisse Etwas besitzen, kurz: sexy sind.

Dabei belässt es Korthaus allerdings nicht. Sie holt auch eine Vierjährige und die circa 90jährige Oma Emmi auf die Weiterlesen

Finanzkomikerin mit 19% Mehrwertgags – Jacqueline Feldmann Kritik

Jacqueline Feldmann: „Plötzlich Zukunft! Konnt‘ ja keiner wissen …“

von Marianne Kolarik

KÖLN – Als Comedienne können einem Dinge passieren, mit denen man nicht gerechnet hat“, bekennt Jacqueline Feldmann am Ende eines rundherum unterhaltsamen, mit spontanen Einlagen gespickten Stand-up-Abends im Subway, der im Rahmen des Köln Comedy Festivals über die Bühne ging. „Zum Lachen in den Keller“, so der Titel der verdienstvollen Reihe, in dessen Verlauf mehr oder minder bekannte Newcomer einen speziellen Blick auf die Welt werfen. „Plötzlich Zukunft! Konnt‘ ja keiner wissen“ heißt Weiterlesen

Schlaglöcher überbrücken – Premierenkritik Jess Jochimsen

Foto © Britt SchillingJess Jochimsen: „Heute wegen gestern geschlossen.“

von Marianne Kolarik

KÖLN – „Heute wegen gestern geschlossen“ heißt das neue Programm von Jess Jochimsen, mit dem er in der Comedia im Rahmen des Köln Comedy Festivals gastierte. Hört sich zunächst etwas kryptisch an, wird von dem in Freiburg im Breisgau lebenden Künstler aber plausibel erläutert: Gestern gab es ein rauschendes Fest, die Teilnehmer müssen ausschlafen und schließen den Laden kurzerhand – wegen gestern.

Das ist allerdings längst nicht alles, Weiterlesen

Zwei Frauen schaffen das Geld ab – Premierenkritik

Einmalig - Anny Hartmann & Christine Prayon - Foto FB Köln LachtAnny Hartmann & Christine Prayon: „Einmalig!“

von Marianne Kolarik

KÖLN – Frau Merkel bekommt nur 250 000 Euro pro Jahr – da kommen mir die Tränen. Fast alle Regierungsbeamten seien bestechlich, meint Anny Hartmann in der schönen großen Aula des Hildegard von Bingen Gymnasiums (HvB), wo sie zusammen mit Christine Prayon (aka Birte Schneider aus der zdf-„heute show“) im Rahmen des Köln Comedy Festivals einen Abend bestreitet, den niemand der Anwesenden so schnell vergessen wird. „Einmalig“, so der passende Titel, ist das Zusammenspiel der beiden ganz und gar unterschiedlichen Künstlerinnen tatsächlich. In mehrerlei Hinsicht. Weiterlesen

Unorthodox: Eröffnungsgala „Köln lacht!“ des 27. Köln Comedy Festival – Kritk

köln-lacht-2017Köln Comedy Festival vom 12. bis zum 28. Oktober 2017

von Marianne Kolarik

KÖLN – Als „Comedy für Connaisseure“ kündigt Ralf Günther die Eröffnungsgala „Köln lacht!“ des 27. Köln Comedy Festival im Gloria-Theater an – und verweist auf über 130 Shows mit über 150 Künstlern (und -Innen), die bis zum 28. Oktober in 18 Locations auftreten werden. Der Stolz über diese Zahlen quillt ihm förmlich aus den Knopflöchern. Der Geschäftsführer der Köln Comedy-GmbH macht es kurz und bündig – wie Moderator Markus Barth, der es folgendermaßen auf den Punkt bringt: „Der Wahnsinn geht wieder los“. Weiterlesen